Reden ist Silber, die eigene Reflektiertheit Gold

In der Nachlese zum jüngsten Zwie[bel]gespräch fassen wir die wesentlichsten Aussagen zur dritten Kompetenz der 360° Führung zusammen. Warum die Kunst der Kommunikation ausgerechnet beim Zuhören beginnt und das Gesagte aus Selbstreflexion und Interesse an Feedback resultiert, davon handelt dieser Beitrag. Viel Freude beim Nachlesen!


Dass beim Reden die Leut´ zusammenkommen, weiß der Mensch bereits seit Generationen. Und dass wir auch kommunizieren können, ohne dabei etwas sagen zu müssen, ist uns spätestens seit Watzlawick geläufig. Worüber sich die Menschheit jedoch immer wieder aufs Neue Gedanken macht, ist über das WIE wir miteinander kommunizieren können, um auch in schwierigen Situationen verstanden zu werden. Oder andersrum und von der aktiven Seite betrachtet: Wie kann ich meinem Gegenüber das Gefühl geben, dass ich ihn oder sie richtig verstanden habe?

Etwas verstanden zu haben bedeutet nicht, mit etwas einverstanden zu sein

Damit es aber erst einmal zu einem gegenseitigen Verständnis kommen kann, braucht es nicht nur viele Gespräche innerhalb des Teams, sondern auch ein Hineinversetzen-Wollen in die Sichtweise des/der jeweiligen anderen. „Ich habe dich aus deiner Sicht verstanden“, erfordert nicht nur gutes Zuhören, sondern auch gekonntes Wiederholen in eigenen Worten. Da es im Verstehen-Wollen rasch zu jeder Menge Details kommen kann, ist es ratsam, sich in den ersten Klärungsschritten auf das Wesentliche zu konzentrieren und dabei bewusst in die Entschleunigung zu gehen.

Gute Lösungen entstehen entschleunigt… mit dem Blick auf sich selbst

In unseren Trainings nehmen wir zur Entschleunigung gerne den „Lift auf die Metaebene“, um ein Bild vom großen Ganzen sowie von sich selbst und dem eigenen Beitrag darin machen zu können. Wo bin ich gestresst und wo ist es mein Umfeld? Auf diese beobachtende Weise komme ich zur inneren Klarheit, die ich für meine persönliche Einschätzung der Lage und/oder für die zu fällende Entscheidung benötige. Achtung: Dabei den Fokus nicht auf die ganzen 100% legen! 80/20 sich als gute Orientierungshilfe zunutze machen.

Mit dem Nutzen überzeugen & die Fakten auf den Tisch legen

Bin ich mir erst einmal darüber im Klaren, welcher der nächste Schritt sein soll, dann bietet sich die Nutzenargumentation als wirksame Überzeugungshelferin an. Je besser ich mich dafür in die Sichtweise meiner Mitarbeiter*innen hineinversetzen kann, desto eher wird meine Überzeugungsarbeit fruchten. Appelle sind hier fehl am Platz, weil sie blitzschnelle Motivationskiller sind. Wer gut vorbereitet in die Argumentation geht, der oder die wird das Team mit Hilfe von Fakten für sich gewinnen können. Wichtig ist es, die Menschen immer wieder zu involvieren und irreführende Annahmen mit gezielten Fragen aufzudecken. Falsche Annahmen sind insofern problematisch, weil ihnen die Menschen emotional begegnen.

Abgrenzen stets mit einem Warum & einem Ja vom Umfeld

Im Führungsalltag kann es natürlich auch vorkommen, dass man sich von der einen oder anderen Aufgabe abgrenzen muss. Hier klarzumachen, dass sich das Umfeld nicht mehr „das volle Programm“ von einem erwartet, gestaltet sich in der Praxis jedoch oft schwierig. Aus Erfahrung wissen wir, wie schwer sich Menschen von etwas abgrenzen können. Dann hilft es, sich zu fragen: Wie geht´s mir dabei, wenn ich in eine Besprechung gehe und daraus immer mehr an Aufgaben „umgehängt“ bekomme, als ich bewältigen kann und will? Wir empfehlen in solchen Situationen, nicht unbedingt und sofort das Wort „Nein“ zu verwenden. Sich gut von etwas abgrenzen zu können, erfordert mehr als nur ein reaktives Nein. Wenn ich meinen Mitmenschen erklären kann, warum ich etwas nicht mache, dann wird man mich eher verstehen und damit besser umgehen können. Zu guter Letzt bin ich obendrein gut darin beraten, mir dazu ihr Ja abzuholen und somit eine nachhaltige Vereinbarung gemeinsam mit ihnen zu erwirken.

Bei Veränderungen & neuen Prioritäten: „Hammer home your message!“

Wenn sich die eigene Führungsverantwortung vergrößert bzw. in irgendeiner Form verändert, sind im Zuge dessen Umorganisierungen und damit einhergehende Delegationen notwendig, die geäußert werden müssen. Hier gilt es, den Mitarbeiter*innen immer und immer wieder geduldig zu erklären, warum dies so wichtig ist. Auch wenn man dabei das Gefühl hat, es schon oft genug gesagt zu haben, steht am Ende immer die Frage: Wie viel davon ist tatsächlich bei den Leuten angekommen? Wie kann ich es noch vermitteln, dass es auch verstanden wird?

Die eigene Reflektiertheit als kontinuierlicher persönlicher Entwicklungsprozess

Wir sehen, dass sich die Kunst der Kommunikation in einer unendlichen Schleife aus Selbstreflexion und Interesse an Feedback bewegt. Dank dieser beiden Komponenten entwickeln wir ein bewussteres Verhalten, das uns wiederum bei Überraschungsmomenten zur Seite steht und uns die eigenen blinden Flecken zu erkennen hilft.

Gestärkt durch die richtige Frage- und Interventionstechnik schaffen wir in unseren Trainings eine Art „Laborsituation“, die wir mit unseren Teilnehmer*innen durchgehen. In Zeitlupentempo versteht sich! Denn gezielte Selbstreflexion in schwierigen Situationen erfordert viel Übung, damit sie in der Praxis - in der alles andere als langsam abläuft – gut gelingt und rascher zur erhofften innerlichen Klarheit führt.

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Grafik: Paul Liskutin

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